Küchenalltag - Bin ich verrückt?

Zappt man entspannt durch die Fernsehkanäle, egal zu welcher Uhrzeit, dauert es nicht lange und man landet in irgendeiner Kochsendung. Ob in einer Problemküche, in welcher die drei Musketiere der Kochszene zur Hilfe eilen. Oder beim Duell, bei dem der Laie ganz glücklich ist, wenn er den einen oder anderen Punkt mehr für sein Gericht bekommt. Alleine oder in geselligen Gruppen, scheinbar wird nur noch gekocht und gegessen. Eigentlich ganz schön so!

Wenn die Profis so hinter dem Herd stehen, mit weißer Rüschenschürze, oder mit einem aufgezwirbelten Bärtchen, immer mit einem Witzchen auf den Lippen und in aller Seelenruhe vor sich hin brutzeln, könnte bei den Zuschauenden der Anschein erweckt werden, der Alltag eines Profikochs sei ein geselliges Beisammensein von mehreren Köchen, wo geplaudert, gekocht und vielleicht auch mal ein Gläschen Wein getrunken wird. Schließlich gibt es auch solche Sendungen, wo der Moderator zum Schluss ziemlich einen in der Krone hat.

Aber die Realität sieht anders aus.

Meist in viel zu engen Küchen, die manchmal nicht größer als ein Schuhkarton sind, vollgestopft mit modernster Technik, arbeiten die Köche. Es ist heiß, stickig, laut, es raucht und dampft aus allen Töpfen – ein Höllenszenario und der Stress tut sein Übriges dazu. Manchmal gibt es dann auch noch einen leicht cholerischen Chef, der durch die Küche plärrt und der raue Ton unter den Kollegen erinnert eher an Alcatraz als an eine Küche.

Während der heißen Phase fliegen flehende Blicke zur Uhr: Wann ist es 23 Uhr damit der Spuk für den heutigen Abend ein Ende hat? Die Küche noch auf Vordermann gebracht und gegen 24 Uhr beendest du glücklich und zufrieden den Tag und bist froh, diesen ohne größere Turbulenzen überstanden zu haben. Bei einem Bierchen nach getaner Arbeit hast du bereits wieder alles vergessen und freust dich schon auf den nächsten Tag.

Warum tu ich mir das jeden Tag an? Bin ich verrückt?

Ich weiß diesbezüglich keine rationale Antwort, aber es macht einfach Spaß. Wirklich! Es ist wahr, es macht Spaß. In keinem anderen Beruf hast du die Möglichkeit, so kreativ zu sein, in der ganzen Welt herumzukommen, und wenn du Glück hast, kommst du auch noch ins Fernsehen und wirst seelenruhig vor dich hin brutzeln und denken: Kochen ist der schönste, und verrückteste Beruf der Welt!



Dieser Artikel wurde auch auf der Internetseite der Oberösterreichischen Nachrichten im Blog Kulinarrisch von Herrn Erich Lukas am 21. Juli 2011 veröffentlicht.

copyright © 2006-2024 niema | niedermayer mario | alle rechte vorbehalten